Die Sache mit der Motivation

29.11.2020

Es war einmal eine Prinzessin, die lebte ganz allein in einem verlassenen Turm, das von einem bösen Drachen beschützt wurde. Jeden Tag wartete sie darauf von einem Prinzen gerettet zu werden, also naja, eigentlich war es ihr egal von wem sie gerettet wurde. Ihr Name war Motivation.

Ja, die Sache mit der Motivation. Es ist gar nicht so einfach, sie auf seine Seite zu bekommen. Im ersten Moment, wenn man Ziele setzt und Pläne macht, ist man total motiviert und es ist klar, dass man die Pläne auch einhält, sind ja auch meine Pläne, nicht wahr? Das steht doch außer Frage, das sind ja meine Ziele und die will ich erreichen also mache ich einfach Schritt A bis Z bis ich bei meinem Ziel ankomme. Doch ganz so einfach ist es nicht mit der Motivation.

Es ist ein Mythos, dass man nur "motiviert genug" sein muss, um eine Aufgabe zu erledigen.
Die wenigsten werden freudestrahlend die Fenster putzen oder lange Hausarbeiten schreiben, nur weil sie "motiviert genug" sind. Niemand ist plötzlich "motiviert genug", dass man einfach so mit dem Lernen anfängt. Versteht mich nicht falsch, die eigenen Ziele sind eine Quelle der persönlichen intrinsischen Motivation.
Doch große Ziele tragen einen nicht von Tag zu Tag oder Woche zu Woche. Der Weg von "hier" zu "da" scheint dafür viel zu weit. Darüber schreibt auch Jeff Hayden in "The Motivation Myth". Er kommt zu dem Schluss, dass Motivation nicht eine Voraussetzung, sondern das Ergebnis ist. "Motivation ist nicht passiv; Motivation ist aktiv", schreibt er. Allein ein Ziel zu haben und die Route zu kennen bringt einen eben trotzdem nicht ans Ziel.

Es gibt Phasen, in denen ich richtig unmotiviert bin. Aber so richtig.
Da falle ich nach dem Frühstück nochmal ins Bett uns scrolle nutzlos auf dem Smartphone herum, da gehe ich nur aus dem Haus, wenn ich es wirklich muss und stecke die wenigste Arbeit in mein eigenes Wohlergehen. Genau dann bin ich auch am anfälligsten für Prokrastination. Und auch wenn ich selbst weiß, dass ich einfach nur anfangen müsste, erfindet mein Kopf Ausreden und sagt mir, dass es okay ist auch mal unmotiviert zu sein.
Nur bedeutet unmotiviert in der Konsequenz auch unglücklich.

Wie ich aus so einer Phase rauskomme? Mit kleinen Aufgaben und Erfolgen. Mit Routine.
Denn genau diese Routine fehlt mir dann, wenn ich aufs Bett falle, statt meinen üblichen Spaziergang zu machen. Ich plane mein Essen und nehme mir Dinge vor, die mir Spaß machen. Ich nutze Timer, um mich zum Anfangen zu bewegen.

Es ist der mentale Kampf, den es zu gewinnen gilt. Den bösen Drachen, der den Turm bewacht zu besiegen. Und obwohl es ein Märchen ist, gibt es keinen Zaubertrank, der dabei hilft. Denn du bist niemals "motiviert genug". Es geht darum, sich irgendwie zu zwingen, sich um sich selbst zu kümmern und Dinge anzufangen. Klein anzufangen und die kleinen Erfolge zu feiern. Aber dann taucht die Prinzessin dort auf, wo du sie nie erwartet hast: genau hinter dir.