Die Kammer der vergessenen Vorsätze
27.12.2020
Alle Jahre wieder, wenn das Jahr sich dem Ende zuneigt werden Neujahrsvorsätze gemacht. Spätestens im März werden sie dann zusammen mit denen vom Vorjahr in die Kammer der vergessenen Vorsätze gesperrt und mit etwas Glück im Dezember wieder herausgeholt. Dann kommen alle Schuldgefühle gegenüber unserem Ich von letztem Dezember hervor, dass wir unsere Vorsätze wieder nicht erreicht haben. Selbst, wenn der Fortschritt in die richtige Richtung geht, fühlt man sich schlecht, weil man nicht genau diese Vorgaben von vor einem Jahr eingehalten hat. Neujahrsvorsätze sind im Gegensatz zum Leben sehr unflexibel. Dabei kann man nicht vorhersehen, was zukünftige Hindernisse sind oder wie sich eigene Ansichten in den kommenden Monaten ändern. Wie wir dieses Jahr gelernt haben, wirft das Leben einem eben manchmal Steine in den Weg, die den Weg unebener oder sogar unmöglich machen.

Eine anpassbare, flexible Lösung sind Jahresthemen. Das Thema fürs Jahr kann der persönliche Wegweiser, der Polarstern für die eigenen Entscheidungen sein. Du willst mehr lesen? Mache 2021 zu deinem Jahr des Lesens. Was das für dich heißt, ist dabei anpassbar. Wenn du merkst, dass du Hörbücher lieber magst, als so zu lesen: Super! Du verfolgst immer noch dein Thema. So hast du am Ende des Jahres nicht das Gefühl versagt zu haben, wenn du nicht genau die X Bücher gelesen hast. Der Fortschritt geht in die richtige Richtung.
Ein Thema kann euch dabei helfen in den entscheidenden Momenten die Richtung zu wählen. Das beschreibt auch James Clear im Buch "Atomic habits". Eure Wahl beschränkt die Entscheidungen, die folgen. Wenn ihr einmal entschieden habt beim Italiener zu essen, könnt ihr kein Sushi mehr bestellen. Genau diese entscheidenden Momente, die auf einem kleinen Level passieren, sorgen dafür, dass ihr mehr oder weniger von etwas habt und, dass ihr eure Entscheidungsprozesse überdenkt. Das hilft euch wiederum dabei euer Thema mehr und mehr zur Gewohnheit zu machen. Gleichzeitig habt ihr immer wieder kleine Erfolge, die euch über die ersten Monate hinaus motivieren. So bleibt ein Thema auch nach Ende des Jahres Teil eurer Denkweise und ihr profitiert langfristig davon.
2020 war für mich das Jahr des Selbstvertrauens oder, weil ich den englischen Klang von
"Yearly Themes" lieber mag: Year of Confidence. Für mich bedeutete das, dass ich es
entspannter sehen wollte, wenn ich gerade nicht die Expertin bin und Fragen zu stellen,
wenn ich etwas nicht verstehe. Ein anderer Aspekt war für mich das Lernen und die kleinen
Momente, in denen ich mir selbst etwas beweisen wollte. Daher habe ich dieses Jahr deutlich
mehr gelesen, um neue Dinge zu lernen oder Online-Kurse und Workshops gemacht. Ich habe
angefangen zu animieren und zu zeichnen, habe diesen Blog gestartet und bin einen
Halbmarathon gelaufen. Mit diesen Erfolgen habe ich mir selbst (und meinem 16-jährigen Ich,
das einen Blog starten wollte) gezeigt, dass ich es schaffen kann, wenn ich mir nur die Zeit
und Energie nehme.
Insgesamt war mein erstes Jahresthema also ziemlich erfolgreich!
Wie finde ich nun ein Thema für 2021? An den bisherigen Beispielen hast du vielleicht schon gemerkt, dass ein Jahresthema sehr umfassend und ungenau formuliert ist. Die Bedeutung meines Jahrs des Selbstvertrauens könnte bei dir ganz anders gedeutet werden. Wichtig ist nur, welche Bedeutung das Wort oder der Begriff für dich persönlich hat und, dass es auf eine Richtung hindeutet, die für dich wichtig ist. Dabei kannst du dir Gedanken machen, wovon du mehr oder weniger in deinem Leben haben möchtest oder was im letzten Jahr ein wiederkehrendes Thema für dich war und du im nächsten Jahr verändern möchtest. Ein Jahr ist dabei eigentlich auch nur eine willkürliche Längenangabe, die auch verkürzt oder verlängert werden kann. Du kannst zum Beispiel auch ein Thema erstmal für einen Monat ausprobieren und dich dann entscheiden zu verlängern oder zu wechseln.
Mein Thema für 2021 ist das "Year of Breathing". Für mich heißt das mehr auf Nachhaltigkeit zu achten, wie ich meine Zeit verbringe und auch darauf zu hören, wie meine Gefühlslage ist und dementsprechend darauf zu reagieren. Damit ich mich einmal mehr für einen Spaziergang statt für YouTube und für nachhaltige Produkte statt meine Bequemlichkeit entscheide.
Wenn ihr noch mehr zu Jahresthemen erfahren wollt, empfehle ich euch den Cortex Podcast von Myke Hurley und CPG Grey, durch die ich überhaupt auf das Konzept gestoßen bin. Hier findet ihr die Folge zu ihren Jahresthemen für 2021. CPG Grey hat außerdem ein Video zu Jahresthemen, das ihr euch hier anschauen könnt. Dort findet ihr auch mehr Inspiration zu möglichen Themen, die auch zu euch passen könnten.
Also, schmeißt eure Neujahrsvorsätze aus dem Fenster und nehmt euch ein Thema, das euch wirklich weiterhilft. Habt einen guten Start ins neue Jahr!