How to Bachelorarbeit
Meine Erfahrungen, Tipps und Tricks
11.07.2021
Bachelorarbeit. Wo fängt man da an und wo hört man auf? Wie schreibe ich so, dass es andere verstehen und wie plane ich genügend Zeit ein? Bevor ich meine Bachelorarbeit angefangen habe, hatte ich noch keine größere Arbeit geschrieben und hab mir genau diese Fragen gestellt. Klar, im Studium hat man mal ein Projektbericht in der Gruppe geschrieben, ein Seminarpaper ein paar Monate zuvor, aber nichts, was dem Umfang einer Bachelorarbeit ähnlich ist. In diesem Blogartikel findet ihr meine Erfahrungen und Tipps, die euch vielleicht auch bei eurer nächsten Bachelor- oder Masterarbeit helfen.

Phase 1: Ein Thema und eine*n Betreuer*in finden
Worüber schreibe ich denn jetzt?Euer Thema solltet ihr schon bei der Auswahl des Arbeitsbereichs, an dem ihr schreiben wollt, bedenken. Überlegt euch also, welche Module für euch bisher am interessantesten ist. Schaut euch andere Bachelorarbeiten in dem Bereich an und schaut, ob euch die Fragen interessieren. Vielleicht seid ihr in einem der Module zu dem Thema auch schon über eine Fragestellung gestolpert. Macht euch aber auch keine Sorgen, wenn ihr noch keine konkrete Vorstellung habt. Die meisten Arbeitsbereiche haben selbst Fragestellungen parat, die zu ihrer Forschung passen. Sobald ihr an einem Arbeitsbereich seid, könnt ihr zusammen ausloten, welcher Bereich euch am meisten interessiert. Dort könnt ihr dann nach Papern schauen und gerade im "Future Work"-Teil nach neuen Fragestellungen zu dem Thema schauen. Der genaue Umfang lässt sich dann wieder mit eurem/eurer Betreuer*in abstimmen bis ihr dann am Ende eine oder mehrere Forschungsfragen habt. Dieser Prozess braucht allerdings Zeit: Von meiner Anfrage am Arbeitsbereich bis zum Exposé, einer Zusammenfassung von meinem Thema und Vorgehen, waren es fast 4 Monate.
Wie bekommen ich eine*n Betreuer*in?
Die Suche nach einem/einer Betreuer*in bzw. einem Arbeitsbereich beginnt ggf. schon im Semester bevor ihr die Bachelorarbeit schreibt oder sogar davor. Denn je nachdem, welche Module ihr im Studium belegt, habt ihr unterschiedliche Möglichkeiten und Kontaktpunkte im Arbeitsbereich. Bei mir war es das Seminar, das mein dann auch späterer Betreuer geleitet hat. Schaut euch also schon vorher mal an, wo ihr euch eine Arbeit vorstellen könntet und wählt Projekte, Praktika und Seminare in die Richtung, um dort schon mal Kontakte zu bekommen oder überhaupt das Feld auszuprobieren. Nach meinem Seminar habe ich dann einfach in dem Arbeitsbereich für eine Bachelorarbeit angefragt. Bedenkt dabei auch, dass je nach Kapazitäten die Bereiche auch absagen können oder es länger dauern kann. Also fragt ruhig auch ein paar Monate vor eurem Beginn an.
Bei der/dem Betreuer*in ist auch wichtig, dass ihr gut miteinander klar kommt, immerhin arbeitet ihr die nächsten Monate zusammen. Fragen wie: Wie zuverlässig ist die Person? Antwortet sie mir regelmäßig? Können wir gut kommunizieren? Ist mir die Person sympathisch? sind durchaus nicht zu vernachlässigen. So vermeidet ihr böse Überraschungen im Verlauf eurer Arbeit.
Wenn Thema und Betreuer*in stehen, fehlt nur noch die Anmeldung. Alle organisatorischen Informationen dazu bekommt ihr von eurem/eurer Betreuer*in und in eurer Prüfungsordnung. Ab der Anmeldung startet dann der Bearbeitungszeitraum, in meinem Fall fünf Monate. Jetzt fängt die Bachelorarbeit eigentlich so richtig erst an!
Phase 2: Die eigentliche Arbeit
Wie schreibe ich eine Bachelorarbeit?Um der Prokrastination vorzubeugen, empfehle ich es Meilensteine oder Phasen zu setzen. Literaturrecherche, für das Experiment/Fallbespiel etc., die Auswertung und Überarbeitung könnten z.B. vier Phasen sein. Warum "Schreiben" keine Phase ist? Weil das hier wahrscheinlich mein größter Tipp ist: Fangt so früh wie möglich mit dem Schreiben an! Nach der Literaturrecherche könnt ihr schon mal mit der Introduction und Related Work anfangen, wenn ihr euer Experiment oder eine Fallstudie durchführt, könnt ihr schon eurer Vorgehen beschreiben. So sammelt sich die Schreibarbeit nicht bis ganz zum Ende und könnt genügend Zeit auf den eigentlichen Text und das Editieren verwenden. Denn auch, wenn ihr Experimente macht oder in der Informatik coole Systeme implementiert, wird am Ende die Bachelorarbeit benotet.
Englisch oder deutsch?
Ich persönlich habe meine Bachelorarbeit wie auch schon meine Seminararbeit auf Englisch geschrieben. Vorteile sind unter anderem, dass man verwandte Arbeiten besser zitieren oder paraphrasieren kann, wenn die verwandte Literatur größtenteils auf Englisch ist. Außerdem kann man sich so einfach Formulierungen oder Strukturen aus diesen Papern nutzen (aber nicht plagiieren!) und ich fühle mich im Englischen auch bei Formulierungen schon sehr sicher. Wenn ihr euch nicht so sicher fühlt, wählt lieber deutsch und bleibt allgemein einfach bei der Sprache, in der ihr euch am wohlsten fühlt.
Spezifisch für die Informatik kann ich das Buch "Writing in Computer Science" von Justin Zobel empfehlen. Er beantwortet eigentlich alle Fragen, die man zu Stil, Aufbau, Forschungsfragen, aber auch spezifischeren Fragen wie z.B. "Wie beschreibe ich gut einen Algorithmus?". So kann man dort nochmal nachschlagen, welche Zeitformen wo passen und es ist voll von Beispielen und Verbesserungen, die bei der Verständlichkeit helfen. Vielleicht gibt es ja auch in eurer Domäne ein ähnliches Buch. Fragt zudem auch eure*n Betreuer*in, wenn es z.B. um Zitierstil geht oder darum, wie ihr mit der Bezeichnung des Autors (We, I oder passiv) umgehen sollt.
Phase 3: Überarbeiten
Überarbeiten? Ich dachte, ich bin jetzt fertig?
Die Überarbeitungsphase ist meiner Erfahrung nach die Zeit, in der die Arbeit wirklich erst gut wird. Gerade mit Feedback von außen wird schnell aufgedeckt, an welchen Stellen die Arbeit noch nicht wirklich verständlich ist, welche Erklärungen vielleicht fehlen oder wo Formulierungen verwirrend sind. Ich habe zudem für Rechtschreibung und Grammatik mir Grammarly geholt, sodass man sich viel Zeit bei der Suche nach Kommafehlern oder Ähnlichem erspart. Vielleicht kann man sich den Account auch mit anderen teilen, die gerade Bachelorarbeit schreiben, dann sind das nur wenige Euro für jeden. Aus meiner Erfahrung ist es hilfreich, wenn man sich genügend Zeit für mehrere Iterationen der Überarbeitung gibt. Bedenkt dabei auch, dass Leute von außen Zeit brauchen, bis sie Feedback geben können. Ich habe persönlich einmal selbst überarbeitet (und mit Grammarly), dann die Arbeit an Freunde und meinen Betreuer gegeben, deren Kommentare eingearbeitet und dann bestimmt nochmal drei Mal selbst gelesen. Meistens kommt durch die Deadline dann aber auch schon der Zeitpunkt, wo man akzeptieren muss, dass man nicht jeden kleinen Fehler finden wird. Also: Zeit für die Abgabe!
Phase 4: Danach
Herzlichen Glückwunsch, du hast eine Bachelorarbeit abgegeben! Wenn du Glück hast, bist du jetzt schon fertig, ansonsten steht dir noch das Kolloquium bevor. Aber keine Sorge: Du hast dich jetzt wochen- und monatelang mit dem Thema beschäftigt, da wird das auch nicht mehr so kompliziert. Für das Kolloquium gilt wie für alle Präsentationen, dass du dich auf dein Publikum einstellen musst. Nicht alle kennen die Definitionen der Vokabeln, die du verwenden willst und du wirst auch deine Arbeit nicht in allen Details vorstellen können - das ist okay so! Auch hier empfehle ich das Buch von Justin Zobel, wo es ein ganzes Kapitel dazu gibt. Ansonsten gilt jetzt: Warten. Je nach Uni wird es einige Wochen (in meinem Fall 4-6 Wochen) dauern, bis die Gutachter die Note eintragen. Fragt im Zweifelsfall nochmal nach, wenn ihr nach der Frist noch nichts gehört habt.
Ich hoffe, dass euch dieser Blogeintrag geholfen hat, falls bei euch demnächst eure Bachelorarbeit ansteht. Falls ihr noch mehr Fragen zu dem Thema habt, schreibt mir gerne per Mail oder auf Instagram.
Ich wünsche euch viel Erfolg!